Edition Bauwirtschaft

von Prof. Dr. Bernd Witthaus

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Brancheneinführung

Fortsetzung

Stattdessen ist aufgrund langjähriger Praxiserfahrungen die Differenzierung in Auftraggeberseite, Auftragnehmerseite, Baustoffproduktion, Geräteproduktion, Handel, Dienstleistung (Schalung/Rüstung,Ingenieur und Planungsleistung), Nachunternehmer (verschiedene Gewerbe), insbesondere für Nicht - Branchenkenner, richtungsweisender bzw. praxisorientierter. Dies um so mehr, als es für Fach- und Führungskräfte erhebliche Vorbehalte von der einen oder anderen Seite gibt, die bei einem Wechsel, z.B. von der Auftraggeber- zur Auftragnehmerseite zu beachten sind.
Die Entwicklung der Bauwirtschaft nach dem zweiten Weltkrieg war gekennzeichnet durch verschiedene Schwerpunktphasen. Immer wieder gab es auch Rezessionen, die jedoch ausschließlich vom Konjukturverlauf bestimmt wurden und sich damit eindeutig von der anhaltenden Rezession der "Endneunziger" unterschieden. Besonderen Schub verlieh der Branche in den sechziger und siebziger Jahren die zunächst rasante Entwicklung des Auslandsbaues, insbesondere in den Ölstaaten Afrikas. Andererseits verlangte der weitgehende Zusammenbruch des Auslandsgeschäftes in den achtziger Jahren (Reduzierung auf weniger als ein Zehntel des Bauvolumens) erhebliche Umstellungsfähigkeiten der Unternehmen und viel unternehmerisches Geschick des Managements! Ein erneuter Umsatzschub ging natürlich Anfang der neunziger Jahre von der Wiedervereinigung aus. Alle großen Gesellschaften und viele der mittelständischen Bauunternehmen gründeten (zu viele) Niederlassungen oder Tochtergesellschaften oder versuchten, das "Ostgeschäft" von der Heimatbasis zu betreiben. Der überwiegend harte Wettbewerb führte in jener Zeit zu Verlusten, die ohnehin schon von starken Strukturveränderungen "belastet" wurde, z.B. auch durch die EU - weite Öffnung der Ausschreibungsverfahren oder den Einsatz ausländischer Nachunternehmer. Noch immer scheint die Relation von Bauqualität und Preis gestört, doch die Vergabepraxis läßt in der Regel keine großen Spielräume zu, wenn es sich nicht um eindeutig gesetzlich geregelte Ausschreibungen handelt. Neben der Strukturveränderung der Märkte gab es im Laufe der Zeit ebenfalls etliche branchen- und unternehmensinterne Veränderungen, die zu einer durchgreifenden Wandlung der geschäftlichen Chancen führten. Es begann nach dem 2. Weltkrieg eigentlich alles mit der Vergabe in Einzelgewerken, in Abstimmung zwischen entwerfendem, planendem und bauleitendem Architekten und dessen jeweiligen Bauherrn. Rohbau und Ausbaugewerke wurden getrennt vergeben und von einer ganzen Reihe von fachkompetenten Bauunternehmen ausgeführt. Naturgemäß gab es dadurch lange Zeit auch auf Rohbau- oder Ausbaugewerke spezialisierte Bauleiter, wobei der Rohbau - Bauleiter z.B. mehr als Betonbauer, der Ausbau - Bauleiter entsprechend seiner erforderlichen Fachkompetenz in den Einzelgewerken geprägt war. Bald darauf entwickelte sich jedoch im schlüsselfertigen Bauen der Generalunternehmer (GU), der den Rohbau mit eigenen Leuten ausführt und die Ausbaugewerke an Nachunternehmer vergibt. Dabei haftet er dem Bauherrn gegenüber für die eigenen und die Nachunternehmerleistungen! Einige Zeit später entstand im Zuge dieser Entwicklung aus dem GU der Generalübernehmer (GÜ), der keine eigenen Bauleistungen mehr hervorbringt, sondern ausschließlich das Projektmanagement wahrnimmt (Planungs-, Verwaltungs- und Koordinationsleistungen). Er haftet dem Bauherrn gegenüber in gleicher Weise wie der GU! Wenn früher der GU mittlere und kleinere Rohbauunternehmen eingebunden hatte, so wurden diese inzwischen wegen des niedrigeren Preisniveaus überwiegend durch ausländische Nachunternehmer ersetzt. Nachdem der Schlüsselfertigbau die GÜ- und die GU - Funktionen initiiert hat, folgt inzwischen eine ähnliche Entwicklung auch auf anderen Sektoren des neuzeitlichen Bauens, beispielsweise im Verkehrswegebau, in welchem u.a., ursprünglich vom Tief- und Straßenbau herkommend, Erdbau, Gleisbau, Straßen- und Tiefbau, einschließlich Druckrohrleitungsbau, Brückenbau und Tunnelbau von vielen Großunternehmen zusammengefaßt worden sind. Daraus folgte zwingend der GÜ oder GU im Verkehrswegebau, der in den heute ausgeschriebenen Großprojekten in erster Linie vom Ingenieurbau geprägte Unternehmenskompetenz erfordert. Betrachtet man in diesem Zusammenhang die Führungspositionen der Bauausführung, so hat sich das Schwergewicht im SF - Bau vom Bauleiter und Oberbauleiter deutlich auf den Projektleiter mit seiner, entsprechend HOAI, umfangreicheren Projektverantwortung verlagert. Die gleiche Veränderung stand den Bau- und Oberbauleitern anderer Bereiche bevor und ist heute weitgehend vollzogen. Ferner kann damit gerechnet werden, dass sich die gesamte Technische Bearbeitung eines Angebotes oder Auftrages, einschließlich Arbeitsvorbereitung und Kalkulation zu einem Bereich Projektanalyse hin entwickeln wird, damit möglicherweise auch hin zu einem in der Praxis umfassend ausgebildeten Projektanalytiker oder Tender-Manager. Struktur und Organisation der Bauwirtschaft befinden sich in einem ständigen Fluß. Viele Veränderungen hat es seit dem 2. Weltkrieg gegeben, und einige weitere Veränderungen bringt die nahe Zukunft ganz sicher noch mit sich, obwohl der bahnbrechende Umbruch bereits stattgefunden hat. Kaum eine andere Branche des Wirtschaftslebens enthält eine derartige Dynamik, und so bietet "der Bau" unvergleichbare unternehmerische Aufgabenstellungen, von denen viele erst noch gelöst werden müssen und zwar von den technischen und kaufmännischen Führungskräften der kommenden Jahre, welche die Anforderungssynthese aus technischen, betriebswirtschaftlichen und juristischen Inhalten verstanden haben.

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