Edition Bauwirtschaft

von Prof. Dr. Bernd Witthaus

Industrie- und Gewerbebau

Bei der Darstellung von Bausparten kann leicht ein Konflikt zwischen der technischen Betrachtungsweise und der Zuordnung nach Marktgesichtspunkten, also akquisitorischer Betrachtungsweise entstehen. Grundsätzlich könnte man auch den Industrie- und Gewerbebau in den Hoch- und/oder Tiefbau einordnen, denn beides trifft zum Beispiel im Industriebau zu. Andererseits zeigt eine Sparte Industrie- und Gewerbebau sehr deutlich, daß sich u.U. zwei Bereiche ein und desselben Unternehmens beim gleichen potentiellen Auftraggeber bemühen könnten, was diesem lediglich doppelte Arbeit und erhöhten Abstimmungsbedarf beschert. Der Industriebau besitzt in Deutschland eine sehr lange Tradition. Seine Entwicklung war und ist in hohem Maße abhängig von der Industriestruktur, wie sie sich zu bestimmten Zeiten, insbesondere auch regional, dargestellt oder zur Jetztzeit hin entwickelt hat. Die bedeutendsten Branchen für den Industriebau stellten in der Vergangenheit folgende Industriezweige (ohne Gewichtung) dar: Automobilindustrie, Chemische Industrie, Eisen- und Stahlindustrie, Maschinen- und Anlagenbau (ohne Auslandsbetrachtung). Die Standorte der Automobilbranche sind allgemein aufgrund der gängigen Markennamen wie Daimler - Benz, BMW, Ford, Opel und VW gut bekannt. Daran kann man u.a. auch ablesen, welche regional gut "aufgestellten" Unternehmen die besten Chancen besaßen, in diesen Werken tätig zu werden. So kann man durchaus beobachten, daß etliche Bauunternehmen jahrzehntelang dort erfolgreich gearbeitet haben, oft auch zu Konditionen, die sich deutlich besser stellten als die, welche z.B. bei öffentlichen Ausschreibungen zu erzielen waren. Die Standorte der chemischen Industrie zogen sich eigentlich immer, mehr oder weniger, am Rhein entlang, beginnend, wenn man die großen Standorte und Werke betrachtet, bei den Deutschen Solvay-Werken am Niederrhein über die Bayer - AG, Leverkusen, Hoechst und Kalle im Rhein-Main-Raum, bis hinunter zu den Werken der BASF in Ludwigshafen. Die Standorte der Eisen- und Stahlindustrie ballten sich vorwiegend im (erweiterten) Ruhrgebiet und im Saarland. Der Maschinen- und Anlagenbau verteilte sich im wesentlichen auf viele unterschiedliche Standorte in der Bundesrepublik. Der Industriebau stellte vor allem für die Bauunternehmen oder Unternehmensgruppen ein gewichtiges Auftraggeberpotential dar, die über eine Hoch- und Tiefbausparte verfügten, denn so konnte meist die ganze Palette der Kundenbedürfnisse aus einer Hand angeboten und abgedeckt werden. Zu eineer solchen Unterehmensgruppe, welche sich jahrzehntelange Kompetenz im Industrie- und Gewerbebau erworben hat, gehört die Karl Heuck GmbH & Co KG, Krefeld. Im Industriebau werden heute, wie auch in der Vergangenheit, überwiegend neue Produktions- oder Lagerhallen, Maschinenfundamente, Kanalisationen und Zufahrtswege ausgeführt, und nicht selten ging das Engagement über den reinen Neubau hinaus, da natürlich die Bauwerks- und Wegeunterhaltung im Laufe der Jahre eine große Rolle in den Industrieunternehmen spielt. Dabei wurden oft auch Jahresverträge ausgeschrieben, bei denen die langjährig schon tätigen "Platzhirsche" ihre Angebotsvorteile aus der vertieften Kenntnis der Kunden bzw. der Werke zogen. In den letzten Jahren, nachdem die Industriestrukturen sich teilweise grundlegend verändert haben ( z.B. Montanindustrie) und der Wettbewerbs- und Preisdruck sich bei deutlich geringerer Nachfrage nach Bauleistungen im Industriebereich verschärft hat, hat der Industriebau bei den Unternehmen ebenso deutlich an Attraktivität eingebüßt. Wie im Industriebau, so zählen auch die Auftraggeber des Gewerbebaues zu den privaten Auftraggebern, die bekanntlich nicht an öffentliche Ausschreibungsverfahren gebunden sind. Dementsprechend sind beschränkte Verfahren oder - gelegentlich - freihändige Auftragsvergaben an der Tagesordnung. Industrie-, Handels- und Dienstleistungsunternehmen (z.B. Logistik) bilden wohl derzeit den Auftraggeberschwerpunkt, obwohl die IT - Branche sich in den letzten Jahren deutlich auf dem Vormarsch befindet. Natürlich bestehen die Aufträge im Gewerbebau vorwiegend aus Hochbauten, wenn man einmal von Tiefbauarbeiten (Gründungen etc.), die zum Auftrag gehören, absieht, also Verwaltungs- und Sozialgebäude, Industrie- und Gewerbeanlagen (z.B. Heizzentralen, Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen) sowie Produktions-, Lager- und Gewerbehallen,(z.T. auch in Zusammenarbeit mit Stahlbauunternehmen). Ein wichtiger Angebotsvorteil besteht darin, daß alle Leistungen eines Unternehmens, welches sich im Industrie- und Gewerbebau betätigt, als Komplettlösung mit einem Team von Architekten und Fachplanern auf der Basis eines hohen Niveaus von technischem know-how und Baumanagement und zu einem Gesamtfestpreis angeboten werden können.

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