Edition Bauwirtschaft

von Prof. Dr. Bernd Witthaus

Gleisbau

Unter Gleisbau versteht man einen speziellen Bereich der Bauwirtschaft, der Elemente des Maschinenbaues mit Elementen des konstruktiven Ingenieurbaues und des Erdbaues verbindet. Die Fahrbahn oder der Fahrweg für spurgebundene Verkehrsmittel verlangt eine ungleich höhere Präzision in den Teil- oder Endprodukten als z.B. der Straßenbau. Die Toleranzen der Endprodukte liegen nämlich im Millimeterbereich. Der Gleisbau als Fertigungseinheit für das Zusammenfügen industriell vorgefertigter Komponenten wie Schienen, Schwellen, Weichen, Schotter, Bahnübergangselemente, Fahrbahnfertigteile, Bahnsteige etc. gliedert sich in drei markante Schwerpunkte: Neubau von Gleisen und Weichen, Erneuerung von Gleisen und Weichen durch Umbau und Instandhaltung von Gleisen und Weichen. Das anfangs genannte Tätigkeitsfeld bereitet in der praktischen Ausführung wenig Probleme, da der Neubau der Gleisanlagen in der Regel ohne Berührung mit bereits befahrenen Anlagen ausgeführt wird. Der zweitgenannte Produktbereich muß als kompliziertester Teil angesehen werden, da der Umbau bestehender Anlagen nur dann erfolgen kann, wenn der Eisenbahnbetrieb auf den zu erneuernden Anlagen ruht. Diese Ruhe- oder Sperrzeiten sind gewöhnlich äußerst knapp bemessen, so dass den Planern und den ausführenden Unternehmen wie z.B. der GBM Gleisbau Maas GmbH, Moers, enorme Anstrengungen und "Maasarbeit" abverlangt werden. Die Ausführungszeiten sind auf die Minute exakt festgelegt, und Verzögerungen führen zu erheblichen Störungen des Eisenbahnbetriebes.


Jede Verkehrsanlage, insbesondere jedoch auch Gleise und Weichen, verlieren durch die Befahrung mehr und mehr ihre ursprünglichen Qualitätsmerkmale. Der Zustand der Anlagen wird daher ständig überwacht und gepflegt. Erreicht eine Gleisanlage kritische Betriebsgrenzwerte, so muß drittens Instandhaltung betrieben werden. Diese Instandhaltung bedeutet die Wiederherstellung eines Zustandes, mit dem der Eisenbahnbetrieb ungefährdet laufen kann und ein übermäßiger Materialverschleiß sowie Abnutzungen vermieden werden. Die Sparte des Gleis- bzw. Eisenbahnoberbaues ist durch den Mittelstand stark geprägt. In der Bundesrepublik befinden sich etwa ein Dutzend dieser Unternehmen im Wettbewerb um die wenigen Aufträge nennenswerter Grössenordnung. Dabei sind die kleinen und kleinsten Unternehmen, welche lediglich ein gewisses Lokalkolorit besitzen, nicht erfasst. Aufgrund der im Mittelstand oft eher beschränkten Fremdfinanzierungsspielräume bereiten den Gleisbauunternehmen Neu- und Ersatzinvestitionen grosse Probleme, denn die Neuanschaffung einer Stopfmaschine kann z.B. je nach Dimension und technischer Beschaffenheit leicht eine Millionen - Grössenordnung annehmen. Auch Forschungs- und Entwicklungskosten (z.B. die Entwicklung der festen Fahrbahn) gehen schnell ins Geld, das ja nach betriebswirtschaftlichen Grundsätzen einen nicht zu langfristigen ROI (return on investment) benötigt. Einerseits bietet der Gleisbau also wegen des fehlenden Wettbewerbs mit den großen Bauaktiengesellschaften für den Mittelstand eine Chance, andererseits erfordert er jedoch wegen der großen Risiken in der Investition, im Delkredere sowie in der Forschung und Entwicklung ein hohes unternehmerisches Engagement.

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